Das vierte Capitel.

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Z. 11 Monsieur de Sully – Maximilian de Béthune, Duc de Sully (*1560; †1641), Marschall von Frankreich und Vertrauter Heinrichs IV.

Z. 15 Philippi des IV. – Philipp IV. (*1605; †1665), König von Spanien 1621 bis 1665.

Z. 17 Philippi des II. – Philipp II. (*1527; †1598), König von Spanien 1556 bis 1598.

Z. 21 Bey dem Fest S. Ferdinandi – Wird begangen am 30. Mai zu Ehren Ferdinands III. (*1201; †1252), ab 1217 König von Léon und Kastilien.

Z. 21f S. Ferdinandi / eines Königs in Spanien / welcher vom Pabst canonisiret worden – Ferdinand III. (s. Z. 21) wurde 1671 für seine Verdienste um den katholischen Glauben von Papst Clemens X. (*1590; †1676) heilig gesprochen (kanonisiert).

Z. 24 ansgebrochen - [sic], korrigiert in Geist b:ausgebrochen

Z. 28 Carl der II. – Karl II. (*1661; †1700), zur Zeit der Abfassung von Franckreichs Geist König von Spanien.

 

 

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Z. 6f ihren recht=mässigen Printzen ohne Kinder – Anspielung auf Karl II. (*1661; †1700), zur Zeit der Abfassung von L´Esprit de la France/Franckreichs Geist König von Spanien und kinderlos (s. Geist 50/22).

Z. 13 im Namen seines Dauphins – Gemeint ist Louis de Bourbon, der Dauphin von Frankreich, genannt Le Grand Dauphin (*1661; †1711). Louis war der einzige Sohn von König Ludwig XIV. und dessen Gattin Maria Theresia von Spanien, der das Erwachsenenalter erreichte. Die Thronfolge konnte er dennoch nicht antreten, da er 1711 an den Pocken starb. Seine legitimen Geschwister – drei Prinzessinnen und zwei Prinzen – starben allesamt als Kinder.

Z. 13f wegen der Rechte und Ansprüche der Königin – Maria Theresia (*1638; †1683), Königin von Frankreich und Navarra, Tochter des spanischen Königs und seiner Gemahlin Isabella von Bourbon. Im Ehevertrag mit Ludwig XIV. war weitsichtig festgehalten, dass Maria Theresia für sich und ihre Nachkommen auf alle Herrschaftsansprüche in Spanien verzichtete. Aber die gewissermaßen zum Ausgleich versprochene üppige Mitgift wurde von Spanien nicht gezahlt. Daraus leiteten Ludwig XIV. und seine Ratgeber die Nichtigkeit des gesamten Vertrages und einen Anspruch Frankreichs in Person des Dauphins. Tatsächlich gelang die Durchsetzung dieses Anspruchs, aber erst eine Generation später. 1700 bestieg als erster Bourbone auf Betreiben seines Großvaters, Ludwig XIV., der Sohn des zu früh verstorbenen Dauphins, Philippe (*1683; †1746), als Felipe V. den Thron von Spanien, Neapel und Sizilien.

Z. 15 ein Weiber=LehenDie im Text erwähnte „Princessin Johanna“ (Z. 17) war Johanna von Kastilien und Aragonien (*1479; †1555), Tochter Ferdinands I. von Aragonien (*1452; †1516) und Isabellas von Kastilien (*1451; †1504), Infantin von Spanien. Sie heiratete 1496 zur Stärkung der Verbundenheit mit dem Hause Habsburg Philipp I. von Kastilien (genannt ´der Schöne´, *1478; †1506), den Sohn des Kaisers Maximilian I. Er sollte später als erster Habsburger den spanischen Thron besteigen, wenn auch nur für kurze Zeit.

Z. 26 Mons. Faucquiers – Gemeint ist vermutlich der französische Diplomat Isaac des Pas, Marquis de Feuquieres (*1618; †1688), französischer Botschafter in Schweden von 1672 bis 1682, in gleicher Funktion in Spanien ab 1686.

Z. 27 Grafen von Avaur – Graf d´Avaux (s. Geist 20/7)

Z. 37 Rotomontade – Prahlerei, Großsprecherei, Aufschneiderei

 


 

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Z. 1 Als zu London – Die kleine Geschichte ereignete sich am 30. September 1661 und wurde wiederholt zeitgenösisch beschrieben: „there I heard of a fray between the two Embassadors of Spain and France; and that, this day, being the day of the entrance of an Embassadorfrom Sweden, they intended to fight for the precedence! Our King, I heard, ordered that no Englishman should meddle in the business, but let them do what they would. And to that end all the soldiers in the town were in arms all the day long, and some of the train-bands in the City and a great bustle through the City all the day.“[1]

Noch fast 80 Jahre später fand Voltaire dieses Ereignis in seinem Le siècle de Louis XIV. einer ausführlichen Erwähnung würdig: „Il arriva qu’à l’entrée d’un ambassadeur de suéde à londres, le comte d’Estrade ambassadeur de france, & le baron de Vatteville ambassadeur d’espagne, se disputérent le pas. L’espagnol, avec plus d’argent & une plus nombreuse suite, avait gagné la populace anglaise: il fait d’abord tuer les chevaux des carosses français, & bientôt les gens du comte d’Estrade, blessés & dispersés, laissérent les espagnols marcher l’épée nuë comme en triomphe.“[2]

Z. 3 Baron von Watteville – Charles, Baron de Watteville (*1638; †1670), spanischer Botschafter in England und später in Portugal.

Z. 3f Mon-sier d´Estrade – Godefroi, Comtes d´Estrades (*1607; †1686), französischer Diplomat und Marschall von Frankreich.

Z. 5 offendirt – von lat. ´offendere´: verletzen, vor den Kopf stoßen

Z. 11 Canon=Rechtens – kanonisches Recht = Kirchenrecht

Z. 16 Carolus II. – Karl II. (*1661; †1700), König von Spanien 1665 bis 1700

Z. 19 erkieset = „ausersehen, auslesen, erwählen[3]

Z. 22 die jetzt=regierende Königin in Span=ien – Was der Autor hier als mögliches Erbfolgeszenario beschreibt, trat nicht ein. Die „jetzt=regierende Königin in Span=nien / welche eine Frantzösin von Geburt“, Marie Louise, Prinzessin von Orléans (*1662; 1689) starb am 12. Februar 1689 in Madrid. Sie war ein Mitglied der französischen Königsfamilie aus dem Hause Bourbon-Orléanss. Diese Ehe Karls II. war ebenso kinderlos wie eine anschließende zweite. Die Linie der spanischen Habsburger starb aus, die Thronfolgeregelungen Karls fruchteten nicht. Als er am 1. November 1700 in Madrid starb, meldeten sowohl König Ludwig XIV. als auch Kaiser Leopold I. Ansprüche an, da beide mit Schwestern Karls verheiratet waren. In der Folge brach der Spanische Erbfolgekrieg (1701−1714) aus. 

Z. 34f Maria Theresas. Geist 49/13f 



[1] So notierte Samuel Pepys (*1633; †1703) die Ereignisse als Quasi-Augenzeuge in seinem berühmten Tagebuch (Diary) unter dem 30. September 1661 (Pepys, Tagebuch, S. 93f; hier zitiert aus dem Pepys-Blog, verfügbar unter URL: http://www.pepysdiary.com/archive/1661/09/30/ [20.10.2012]). ”Derartige Streitigkeiten waren an der Tagesordnung bis 1815; erst dann wurde die Rangfolge der Diplomaten nach dem Prinzip der Seniorität geregelt.” (Pepys, Tagebuch, Anmerkungen, S. 424)

[2] Voltaire, Louis XIV., S. 128/129.

[3] Grimm, Wörterbuch, Band 3, Sp. 872, 21

 

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Z. 3 Pirenäischen Friedens=Tractat – Der Pyrenäenfriede, geschlossen am 7. November 1659, beendete die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Spanien, die während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden nicht hatten geklärt werden können (s. Geist 44/31). Eine Folge des Pyrenäenfriedens war die Übernahme des spanischen Throns durch einen Bourbonen (im Jahr 1700 durch Felipe V., s. Geist 49/13), was wiederum zum Spanischen Erfolgekrieg führte.

Z. 11 Philippus II. – Philipp II. (*1527; †1598), König von Spanien 1556 bis 1598.

Z. 12 Ertz=Hertzog Ernestum – Ernst von Österreich (*1553; †1595), Erzherzog von Österreich und Statthalter von Ober- und Niederösterreich sowie der Niederlande. Sein älterer Bruder Rudolf II. (*1552; †1612), von 1576 bis 1612 Kaiser des Alten Reiches, war aus dynastischen Gründen 1569 mit der damals 3-jährigen spanischen Infantin Isabella Clara Eugenia (*1566; †1633) verlobt worden. Ihr Vater Philipp II. (*1572; †1598), bemühte sich später, diese Verlobung zugunsten des Erzherzogs Ernst wieder aufzuheben. Aber erst nach 20 Jahren Verlobungszeit, als Erzherzog Ernst bereits nicht mehr lebte, löste Rudolf II. die Verbindung.

Z. 12 hernacher Albertum – Albrecht (Albert) von Österreich (*1559; †1621), jüngerer Bruder Rudolf II., heiratete 1599 die Infantin Isabella Clara Eugenia.

Z. 13 Eydam – Schwiegersohn

 

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Z. 3 in ihrem Esse beschirmen – esse = Unversehrtheit, „Wohlsein[1]

Z. 4 mir - [sic], korrigiert in Geist b:wir

Z. 10f als von Natur gespährige Leu=te – gespäh = heikel, wählerisch[2]



[1] Grimm, Wörterbuch, Bd. 3, Sp. 1159, 1

[2] Grimm, Wörterbuch, Bd. 5, Sp. 4128, 62

 

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Z. 4 bespühret - [sic], korrigiert in Geist b:gespühret

Z. 7 daß der N.N. – N.N.= Marquis de Grana (s. Geist 8/18). Unerfindlich, warum hier geheimnisvoll „N.N.“ steht, die anderen Ausgaben nennen den Namen, beispielsweise Bißherodaß der Marquis de Grana durch gewissen Grif / Franckreich in Eroberung Luxenburg behülfich gewesen” oder Spiritthat the Marquess de Grana lent his helping hand

Z. 8 die Eroberung der Vestung Luxemburgs. Geist 8/2

Z. 33 Mesures nehmen = Maßnahmen ergreifen

 

 

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Z. 14f we=geren = weigern; „von anfang des 13. bis ende des 18. jahrh. ist die contraction des alten ei der tonsilbe zu ê oft lit. geworden, zuerst nd.: wêgern neben weigeren.[1]

Z. 21f Wann ein guter und getreuer Stadthal=ter daselbsten seyn wird / wie auch einer sich allda befindets. Geist 8/18.

Z. 23 Hertzog von Lothringen – Karl V. Leopold, genannt der Herzog ohne Herzogtum, (*1643; †1690), von 1675 bis 1690 wegen der anhaltenden französischen Besetzung seines Landes Herzog von Lothringen nur dem Titel nach.

Z. 26 Printzen von Oranien – Wilhelm III. von Oranien (s. Geist 8/4) 



[1] Grimm, Wörterbuch, Band 28, Sp. 635, 6

 

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Z. 3 anzugteiffen - [sic], korrigiert in Geist b:anzugreiffen

Z. 21 Thurn – alte Form für ´Turm´ (s. Grimm, Wörterbuch, Band 21, Sp. 466, 72)

Z. 25 eine andere Dalila – Den Vergleich mit der alttestamentlichen Delila als Metapher für jemanden, der naives Vertrauen (dort Samson, hier Spanien), schmählich missbraucht, hat der Autor bereits an anderer Stelle bemüht (s. Geist 9/12f).

Z. 32 Succurs – „hilfe, verstärkung, entsatz', lat. succursus, seit dem 17. jh.; meist militärisch, in mannigfachen wendungen[1]

Z. 36 Soldatesca - Nach Grimms Wörterbuch im 17. Jahrhundert nicht so negativ zu lesen wie heute, weil das Wort noch „ursprünglich als collectivum ohne jeden nebensinn gebraucht[2] wird. 



[1] Grimm, Wörterbuch, Band 20, Sp. 1040, 54

[2] Grimm, Wörterbuch, Band 16, Sp. 1444, 39

 

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Z. 17 Bagage - „Das rechte Teutsche Wort heist Plunder / worunter nicht allein / Kleider und Hausraht / samt allen beweglichen Sachen / sondern auch Weiber / Kinder / Knecht und Mägde gehören.“[1]

Z. 17f ein Mal totum – im Sinne von: ´ein böser Fleck´

Z. 19f Ungeld / Accis / Schoß – Synonyme Begriffe für Abgaben und Steuern aller Art. Die halbseitige Auflistung, die dann folgt, liest sich wie ein Pandämonium des Schreckens, das Frankreich für Spanien bereithält („und was dergleichen immerzu erdenckliche Frantzösische Repressalien mehr seynd“, Z. 39f). In Policies liest sich das ganz ähnlich, aber in Esprit&Geist und Bißhero ist die Auflistung ebenso wie in Geest weitgehend französisch (!) gehalten, genau dem Original folgend. Fußnoten bieten bei den beiden letzteren die deutschen respektive niederländischen Entsprechungen.

Z. 22 die Baruquen = Perücken 



[1] Stieler, Zeitungs Lust, S. 181

 

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Z. 23 Furie – eigentlich: Rachegöttin der römischen Mythologie, hier sicherlich zu lesen in der Bedeutung „wut, raserei, ... wütendes weib.[1] 



[1] Grimm, Wörterbuch, Band 4, Sp. 749, 70

 

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