Das Einleitungskapitel

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Z. 13 deim – [sic], korrigiert in Geist b:dem

Z. 13f Wehe ! sagt der weise Mann… - Bibelzitat;[1] der ´weise Mann´ ist Salomo (s. Geist 0/18): „16 Weh Dir, Land, dessen König ein Kind ist und dessen Fürsten in der Frühe speisen. 17 Wohl Dir, Land, dessen König edel ist, und dessen Fürsten zu rechter Zeit speisen, zur Stärkung und nicht zur Lust“ (Der Prediger Salomo 10, 16-17).

Z. 18 Unter den Königen David und Salomone – Israelitische Könige; David regierte etwa von 1004/03 bis 969 v. Chr., sein Sohn und Nachfolger Salomo von 965 bis 926 v. Chr.

Z. 19 Roboam - Sohn Salomos, 926 bis 910 v. Chr. König über Judäa und Jerusalem

Z. 20f Mein Vatter hat euch eine Last aufgelegt… - Bibelzitat (2. Buch der Chronik 10, 14)

Z. 23 Kayser Augustus – Gaius Octavius, genannt Augustus (*63 v. Chr.; †14 n. Chr.), Erbe Caesars, seit 27 v. Chr. erster Kaiser des Römischen Reiches.

Z. 24 Nero – Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus (*37 n. Chr.; †68 n. Chr.), von 54 bis 68 n. Chr. Kaiser des Römischen Reiches. Neros Verhalten steht exemplarisch für den Cäsarenwahnsinn.

Z. 24 Philippus der Andere - Philipp II. (*1527; †1598), König von Spanien 1556 bis 1598, als Philipp I. ab 1580 auch König von Portugal.

Z. 25 von einem klugen Vatter – Karl V. (*1500; †1558), Kaiser des Alten Reiches von 1519 bis 1556, zugleich von 1516 an König von Spanien. Er teilte 1556 das Reich, verzichtete zugunsten seines Bruders Ferdinand I. auf die Kaiserwürde und ernannte seinen Sohn Philipp II. zum König von Spanien.

Z. 27f Ca=rolus der Fünffte – Karl V. (s. Geist 0/25).

Z. 29 Franciscum den ersten – Franz I. (*1494; †1547), König von Frankreich 1515 bis 1547.

 



[1]Damit die Bibel Martin Luthers nicht zum sprachlichen Museumsstück würde, hat die Evangelische Kirche in Deutschland seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in mehreren Anläufen versucht, seine Übersetzung schonend dem gewandelten Sprachgebrauch anzupassen.“ (URL: www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/ueber-die-luther bibel/ [12.01.2011]). Mit der Bibel von 1984 lag schließlich ein neuer offizieller Bibeltext für die evangelischen Kirchen vor. Für gewöhnlich wird nach dieser Ausgabe der Deutschen Bibelgesellschaft respektive ihrer durchgesehenen Fassung in neuer Rechtschreibung (1999) zitiert. Trotzdem soll hier auf eine dem ursprünglichen Luthertext (Ausgabe letzter Hand von 1545) sprachlich deutlich nähere Ausgabe zurückgegriffen werden, um den Stil der Zitate in Franckreichs Geist möglichst gut zu treffen. Alle Bibelzitate beziehen sich daher auf: Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten u. Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers, Stuttgarter Perlbibel, Verlag und Druck Privileg. Württembergische Bibelanstalt/Stuttgart (1952).

 

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Z. 3f Carolus der Neundte – Karl IX. (*1550; †1574), König von Frankreich 1560 bis 1574; stand zunächst unter Vormundschaft seiner Mutter Katharina von Medici. Sie zwang ihn zum Einverständnis mit den Geschehnissen der Bartholomäusnacht (Nacht zum 24.8.1572), in der Tausende von Hugenotten getötet wurden.

Z. 5 Heinrico dem Vierdten – Heinrich IV. (Henri le Grand, geboren als Heinrich von Bourbon, *1553; †1610), König von Frankreich 1589 bis 1610, ermordet von einem religiösen Fanatiker.

Z. 10 Ludwig der Dreyzehende – Ludwig XIII. (*1601; †1643), König von Frankreich 1610 bis 1643; Sohn von Heinrich IV. Seine Regierungszeit gilt als „eigentliche Gründungsepoche des französischen Absolutismus“.[1]

Z. 11 Ansehuug – [sic], korrigiert in Geist b:Ansehung

Z. 12 daß die Einfältigen am Geist recht glückselig sind– Ironische Anspielung auf die Bibel: „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr“ (Bergpredigt, Matthäus 5,3)

Z. 13f deß Cardi=nals Richelieu – Armand-Jean I. du Plessis de Richelieu, (*1585; †1642), Kardinal ab 1624. Bekannt als Kardinal Richelieu, auch die ´rote Eminenz´ genannt; maßgeblicher Berater und bis zu seinem Tode leitender Minister Ludwigs XIII. (s. Geist 4/10).

Z. 15 Ludovicus der Vierzehende – Ludwig XIV. (s. Geist 0/5)

Z. 15f der Königin seiner Frau Mutter – Anna von Österreich (Anne d´Autriche) (*1601; †1666), Gemahlin Ludwig XIII. und Königin von Frankreich. Nach dem Tod Ludwig XIII. war sie von 1643 bis 1651 Regentin anstelle ihres minderjährigen Sohnes Ludwig XIV.

Z. 16f des Cardinals Maza=rini – Jules Mazarin, eigentlich Giuglio Mazarini (*1602; †1661), Herzog von Nevers, Kardinal, leitender Minister seit 1643, bis zu seinem Tod enger Vertrauter Ludwig XIV.

Z. 19 seine Fuchsschwäntzer – „ein nach gunst strebender schmeichler, einer der nach des andern munde, ihm zu gefallen redet “.[2]

Z. 19 gleichwie seinem Groß=Vatter – Heinrich IV. (s. Geist 4/3)

Z. 25 Louis d´or – Französische Goldmünze, die von Ludwig XIII. bei der großen Münzreform 1640/41 eingeführt wurde. Die Vorderseite zeigte den Kopf Ludwig XIII. (daher der Name Louis d´Or: ´goldener Ludwig´), später dann, dem Vorbild folgend, den Kopf des jeweils regierenden Königs.

Z. 32 Wehe dem Land … – In biblischem Ton wie Pred. 10, 16, (s. Geist 0/13)

Z. 34 Antiochus – Antiochos IV. Epiphanes (*um 215 v.Chr.; †164 v. Chr.), König aus der Dynastie der Seleukiden. Antiochus IV. nahm Jerusalem ein, versuchte eine Zwangshellenisierung des Landes, ließ den Tempelschatz plündern und löste so den jüdischen Unabhängigkeitskrieg (Makkabäer-Aufstand) aus, der mit seiner eigenen Vertreibung endete.

Z. 35 GOtt – Seit dem 16. Jahrhundert setzten sich in mehreren Schritten die heutigen Regeln für die Großschreibung des Anfangsbuchstabens von Substantiven und Namen durch. Bei sakralen Namen schloss dies oft auch noch den zweiten Buchstaben ein (zum Beispiel ´GOtt der HErr´).[3]




[2] Grimm, Wörterbuch, Bd. 4, Sp. 355, 43

[3] Nach Polenz (Sprachgeschichte, S. 247) gehen solche Schreibweisen sakraler Namen auf Luther zurück.

 

 

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Z. 1 Ludwig der Grosse – Ludwig XIV., gemeint hier in ironischer Absicht (vgl. Geist 4/22ff)

Z. 2f als die Kayserl. Residentz ... von den Türcken belägert gewesen - Vom 15. Juli bis 12. September 1683 belagerten die Türken zum zweiten Mal (nach 1529) Wien.

Z. 4 Drebucius - Spirit (S. 3) bietet die richtige Schreibweise: Drabicius (In Bißhero fehlt der Name an entsprechender Stelle). Gemeint ist Mikuláš Drabik[1] (lateinisch Nicolaus Drabicius) (*1588; †1671). 1616 wurde Drabik zusammen mit dem später als Theologen und Pädagogen berühmten Johann Amos Comenius (*1592; †1670) für das geistliche Amt in der Böhmisch-Mährischen Brüdergemeinde ordiniert. Drabik studierte die Schriften der alttestamentarischen Propheten und trat seit 1638 selbst als Prophet auf. Er verkündete unter anderem den Untergang des Hauses Habsburg und des Papsttums. Seine Prophezeiungen brachten Drabik einen Hochverratsprozess ein, an dessen Ende er 1671 enthauptet wurde. Zuvor hatte Comenius 1657 erstmals die Visionen des Drabicius unter dem Titel Lux e tenebris[2] in Buchform veröffentlicht.

Z. 4f welchen er ... gleichsam für unfehlbar gehalten – Nach den Weissagungen des Drabicius (Geist 5/4) hätte 1666 die römische Kaiserwürde an den König von Frankreich fallen müssen.

Z. 8f Verlöbniß des Königs in Spanien mit der Princessin von Orleons – Karl II. (*1661; †1700), König von Spanien 1665 bis 1700, heiratete in erster Ehe am 31. August 1679 Marie Louise de Bourbon-Orléans (*1662; †1689), die zur französischen Königsfamilie gehörte, aber kinderlos bereits am 12. Februar 1689 starb. Auch seine zweite Ehe mit Maria Anna von Pfalz-Neuburg (*1667; †1740) brachte Karl II. keine Nachkommen. So starb mit ihm 1700 die habsburgische Linie in Spanien aus, was Auslöser des Spanischen Erbfolgekrieges wurde.

Z. 9f Der Mensch nimbt ihm zwar viel vor – Das Reflexivpronomen ´sich´ setzt sich erst im 18. Jahrhundert im deutschen Sprachraum durch.

Z. 15f Eh=len=Maaß – Elle: Längenmaß, abgeleitet von der Länge des Unterarms.

Z. 18 Gran –kleine Gewichtseinheit, ursprünglich bezogen auf ein Gerstenkorn.

Z. 19f ob er schon nur acht biß zehen Schuh derselben vonnöthen hat – ´Schuh´ (häufiger verwendet: ´Fuß´) ist ein altes deutsches Längenmaß. Ein Schuh sind etwa 30 Zentimeter, je nach Region leicht schwankend. Die Anmerkung ist makaber zu verstehen: Die angegebenen Maße passen für ein Grab.

Z. 20f allgemeine Regiersucht – im Sinne von: Weltmachtanspruch



[1] nach BBKL, URL: www.kirchenlexikon.de/d/drabik_n.shtml [01.01.2010]

[2] Die zweite vermehrte Ausgabe von 1665 bot 670 Offenbarungen: Johann Amos Comenius (1665), Lux e tenebris, novis radiis aucta. Hoc est : Solemnissimae Divinae Revelationes, in usum seculi nostri factae. … Per immissas Visione et Angelica Divináque alloquia, facta I. Christophoro Kottero Silesio, ab Anno 1616, ad 1624. II. Christinae Poniatoviae Boheme, Annis 1627, 1628, 1629, III. Nicolao Drabicio Moravo, ab Anno 1638, ad 1664. Sine loco 1665.

 

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