Kommentar zu Seite 91
Z. 17f Friedens=Schluß Hen=rici des IV. – Verweis auf den Vertrag von Lyon, geschlossen am 17. Januar 1601 zwischen Karl Emanuel I. (*1562; †1630), Herzog von Savoyen, und dem französischen König Heinrich IV. (*1553; †1610).
Z. 18 Hertzog von Savoyen – s. Geist 91/17
Z. 18f Land=schafft Ger – [sic]; das Pays de Gex, zwischen Jurakette und Genfersee gelegen. 1636 wurde das Gebiet von den Genfern und Bernern eingenommen und schloss sich der Reformation an. Später ging es an den Herzog von Savoyen, blieb jedoch reformiert. „1601 wurde das Gebiet durch den Vertrag von Lyon Frankreich angegliedert. Dank den in Annecy ansässigen Bischöfen von Genf etablierten sich im Pays de Gex allmählich durch die Gegenreformation entstandene Orden (Kapuziner und Schwestern der Glaubenskongregation in Gex, Jesuiten in Ornex). Mit den Massnahmen, die ab 1662 der Aufhebung des Edikts von Nantes vorausgingen, gewann der Katholizismus nach und nach wieder an Terrain.“[1]
Z. 25 wegen der Vestung Hünningen – Ludwig XIV. ließ 1679 von Vauban unweit von Basel die Festung Hüningen (Huningue) erbauen.
Z. 35f gleichwie die Fabel von den eisern und erdinen Töpffen erzehlet – Der irdene und der eiserne Topf (Le pot de terre et le pot de fer) ist eine Fabel von Jean de La Fontaine; ihre Moral: „Geselle jeder sich zu seinesgleichen bloß.“[2]
Z. 37f daß sie der Kron Franckreich so viel schöne Truppen Volcks – „Der französische König unterhielt bei weitem die meisten Schweizer Söldner; 1678, am Ende des franz.-holländ. Krieges, kämpften sieben Regimenter und 40 freie Kompanien für ihn, was einem theoretischen Mannschaftsbestand von 25.000 Mann entsprach.“[3]
[1] Paul Cattin, Stichwort ´Gex, Pays de´, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS),
URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D19565.php [20.10.2012]
[2] La Fontaine, Fabeln, S. 326
[3] Philippe Henry, Stichwort ´Fremde Dienste´, in: Historisches Lexikon der
Schweiz (HLS), URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8608-3-2.php [20.10.2012]
Kommentar zu Seite 92
Z. 14 Gr. Dasselouver von Bern – Niklaus Dachselhofer (*1634; †1707), „Berner Schultheiß, hatte sich mit seinen vier Söhnen 1672 geweigert, von Frankreich im Krieg gegen die Niederlande eingesetzt zu werden.“[1] „In den 1680er Jahren führender Kopf der antifranz. Partei im Gr. Rat. Mit dem Zürcher Bürgermeister Heinrich Escher war D. 1687 Gesandter der eidg. Tagsatzung am franz. Hof: Zwar gelang es ihnen nicht, Kg. Ludwig XIV. von der Unterstützung des Bf. von Genf (in Annecy) gegenüber der Stadt Genf abzubringen. Sie widerstanden jedoch franz. Druckversuchen und leiteten eine Wende in den polit. Beziehungen zu Frankreich ein.“[2] (s. Geist 98/15)
Z. 23 wegen der Vestung Hünningen – s. Geist 91/15
Z. 10 General Lieutenant Stoupa – Peter Stuppa (*1621; †1701), seit 1636 als Söldner in französischen Diensten, 1674 bis 1688 Generaloberst aller Schweizer und Bündner Truppen, 1676 Generalleutnant der französischen Armee, ab 1685 Kommandant des Schweizer Garderegiments.[3] Der Vorwurf, viele Schweitzer Offiziere würden „ihre Religion / zusamt dem Vatterlande / verlaugnen“ (Z. 8) wird an Stuppa beispielhaft belegt: „Peter Stuppa hatte als gebürtiger Graubündner und eidgenössischer Gardeoberst 1666 umfangreiche Werbungen für das französische Heer gemacht und 1668 bei dem französischen Überfall auf die Freigrafschaft Burgund sich mit Schweizer Gardekompanien an der Besetzung beteiligt.“[4]
[1] Leibniz, Relatio, S. 71, Fußnote 12
[2] Annelies Hüssy,
[3] Martin Bundi, Stichwort ´Stuppa (Stoppa), Johann Peter´, in: Historisches Lexikon
der Schweiz, URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D42445.php [20.10.2012]
[4] Leibniz, Relatio, S. 71, Fußnote 11
Kommentar zu Seite 93
Z. 3f daß der Bischoff von Basel … wiederum eingesetzt werden – Am 9. Februar 1529 hatten die Reformierten das Baseler Münster gestürmt, die Innenausstattung zerstört und das Domkapitel ins Freiburger Exil vertrieben. Damit hatte Basel seinen Bischofssitz verloren und erhielt ihn in der Folge auch nicht zurück. 1679 wurde das Basler Domkapitel von Freiburg nach Arlesheim verlegt. Zur Zeit von Franckreichs Geist hieß der nominelle Bischof von Basel Johann Konrad I. von Roggenbach; er amtierte von 1656 bis 1693.
Z. 16 allerbesteten - [sic], korrigiert in Geist b: „allerbesten“
Z. 21 an dem Glarischen Handel gesehen – Nach der Gründung eines Kapuzinerklosters in Näfels 1675 drohte um 1680 eine konfessionelle Teilung des Schweizer Kantons Glarus (französisch Glaris). „Eine Landesteilung wurde erwogen und 1681 sogar eine entsprechende Karte erstellt (…) So blieb das Land dennoch ein Ganzes. Zur Beilegung des Streits trug auch der päpstl. Nuntius bei, der 1687 bei Papst Innozenz XI. eine Unterstützung von 8’000 Gulden der auf etwa 200 Fam. reduzierten Kath.-Glarner erwirkte“.[1]
Z. 21f der Päpstliche Nun=tius – Ottavio Cherofino di Cherofini
Z. 30 nehmen allein mit der Rinde vorlieb – „rinde drückt die äuszere erscheinung im gegensatze zum inneren wesen aus“[2]
Z. 34 Larve = Maske, Verkleidung
[1] Karin Marti-Weissenbach, Stichwort ´Glarus (Kanton)´, in: Historisches Lexikon der
Schweiz, URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7374-3-6.php [20.10.2012]
[2] Grimm, Wörterbuch, Band 14, Sp. 966, 19
Kommentar zu Seite 95
Z. 10 Chavigni genannt – Laurent de Chauvigny war der erste französische Resident Ludwig XIV. in Genf. Als solcher hatte er in Genf das Recht, erstmals seit der Reformation wieder aktiv die katholische Religion auszuüben. Chauvigni trat seine Aufgabe in Genf am 20. Oktober 1679 an, wurde aber bereits im Dezember 1680 wieder abgelöst (s. Geist 95/33)
Z. 11 Mons. de Pompone – Simon Arnauld, seigneur de Pomponne (*1618; †1699) war in verschiedenen Missionen als Botschafter Ludwig XIV. unterwegs gewesen, aber Ende 1679 schwer in Ungnade gefallen.
Z. 19 Stüber – ursprünglich niederländische Münze, der Stüver oder Stuiver (bis 1816). Eigentlich ein auch in damaliger Zeit recht ungebräuchlicher Begriff für Münzen, außer in Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden. An gleicher Stelle nennen Esprit und Spirit eine alte französische Goldmünze (sou), Spirit&Geist spricht von Groschen und Bißhero vom Schilling, der in vielen Ländern als Währung bekannt war.
Z. 33 und ein anderer etwas raison=nabler und kluger als er – Auf Chauvigny (s. Geist 95/10) folgte Roland Dupré als zweiter französischer Resident in Genf und blieb bis Dezember 1688 im Amt.
Kommentar zu Seite 96
Z. 6 seine Mini springen – Bildlicher Ausdruck für trickreiches, verdecktes Verhalten: „mine, militärisch, bei belagerungen, unterirdischer gang für sprengungen und seine füllung. in diesem sinne war es zumal der französischen kriegssprache des 16. jahrh. geläufig.“[1]
Z. 12f daß der Hertzog von Savoyen Laqueyen=Hosen an=gezogen – Zu dieser Zeit waren die Herzöge von Savoyen tatsächlich wenig mehr als Lakaien des französischen Königs. Wenig später aber, 1690, verbündete sich Herzog Viktor Emanuel I. (s. Geist 94/29) mit Österreich und Spanien gegen Frankreich. Und während des Spanischen Erbfolgekrieges wechselte er aus dem französischen Lager ganz auf die Habsburger Seite.
Z. 19 Carolus IV. – Karl IV. (*1316; †1378) war römisch-deutscher König (ab 1346), König von Böhmen (ab 1347) und römisch-deutscher Kaiser (ab 1355).
Z. 20 zu einem Fürsten von Genff – Erst ab 1424, also lange nach Karl IV., gehörte die Grafschaft Genf zu Savoyen. Der damalige Fürst von Savoyen, Graf Amadeus VIII. (*1383; †1451) kaufte die Rechte von den in sich zerstrittenen eigentlichen Erben.
Z. 21 Gerechtigkeit – In einem heute ungebräuchlichen Sinn zu lesen, nämlich „abstract und mehr oder minder als persönliche macht gefaszt“[2].
Z. 21 der anjetzo regie=rende Hertzog in Savoyen – s. Geist 94/29.
Z. 34 Succurs – s. Geist 55/28
Kommentar zu Seite 97
Z. 2 Hertzog von Lotringen – s. Geist 16/28
Z. 11f ein in einer Löwen=Haut verhüllter arglistiger Fuchs – s. Geist 41/11
Z. 34 die Fabel von der Ratzen einstens gehaltenen Rath – Die Fabel vom Rat der Ratten (Conseil tenu par les rats) erzählt Jean de La Fontaine (*1621; †1695). Ihre Moral: Wenn sich – wie hier beim Rat der Ratten – keiner findet, der den Anfang macht, bleibt eine gute Idee eine Idee: „Handelt sich´s nur um weisen Rat? / An Ratsherrn wird es nie gebrechen / Doch gilt´s entschlossner, frischer Tat - /Ja, Freund, dann ist kein Mensch zu sprechen!“[1]
Z. 38f daß der Pabst die Einigkeit der Schweitzer – s. Geist 93/21
Kommentar zu Seite 98
(Seite 98 im Original irrtümlich als Seite 70 paginiert)
Z. 15 was allererst in vorigen Jahren / den Herrn Abgesandten ... begegnet – Zum Hintergrund des ab S. 99 ausführlich zitierten Briefs: Wegen der Bedrohung Basels durch den Bau der Festung Hüningen (91/25) und wegen Genfer Angelegenheiten kam 1687 eine Schweizer Gesandtschaft nach Paris, um eine Audienz beim König zu erwirken. Die Mission schlug fehl und die Delegation unter Leitung Heinrich Eschers, des Bürgermeisters von Zürich, und des Berners Niklaus Dachselhofer kehrte von der „Reise nach Paris zurück..., ohne den König aufgesucht zu haben, weil trotz langer und zermürbender Verhandlungen keine Einigung über die Empfangszeremonie zustande gekommen“[1] war (s. Geist 92/14).
Z. 19 daß ihre Commission nicht General wäre – Der Ausdruck wird deutlicher in Esprit&Geist an gleicher Stelle: „weil ihr Anbringen nicht von denen gesammten Oertern käme / so wollte man selbige nicht anhören“; die Delegation war also nicht repräsentativ genug für eine Audienz beim König.
Z. 33 vor Mons. Colbert Croissy – gemeint hier Charles Colbert, Marquis de Croissy (*1625; †1696),Diplomat und seit 1680 Außenminister unter König Ludwig XIV. De Croissy war maßgeblich an der französischen Reunionspolitik beteiligt. Ihm folgte sein Sohn Jean-Baptiste Colbert, Marquis de Torcy (*1665; †1746) im gleichen Amt von 1699 bis zum Tode Ludwigs XIV. 1715, nicht zu verwechseln mit seinem ungleich bekannteren Onkel Jean-Baptiste Colbert (*1619; †1683), der als Generalkontrolleur der Finanzen versuchte, die zerrütteten Staatsfinanzen Frankreichs zu sanieren.[2]
[1]Maissen (Motief, S. 241) zitiert ausführlich die Beschreibung des Empfangs der schweizerischen Delegation aus Franckreichs Geist (S. 99 f).
[2] ausführlich zum „ministerial clan of Colbert“ s. Klaits, Propaganda, S. 26ff
Kommentar zu Seite 99
S. 99, Z. 1 bis S. 100, Z. 29 – Zitat aus dem Schreiben der Abgesandten der Schweizer Eidgenossenschaften an Minister Colbert Croissey (s. Geist 98/15 und 33).[1]
Z. 10 bereits über 180. Jahr – Mit dem Frieden zu Basel vom 22. September 1499 hatte die Schweiz faktisch die Unabhängigkeit vom Alten Reich erhalten.
Z. 17f dem Parlament zu Dyon / zu übergeben / so unsere Oberherren nie=maln vor gerecht halten– Im Königreich Frankreich verstand man unter einem Parlament einen ständigen Gerichtshof. Solche Parlamente entstanden nach dem Muster von Paris nach und nach auch in anderen Städten, so 1477 in Dijon, 1501 in Aix und 1663 in Metz (s. Geist 16/19 und 101/22f).
Z. 24 wie - [sic], gemeint ist sicherlich „wir“
Kommentar zu Seite 100
S. 99, Z. 1 bis S. 100, Z. 29 – Zitat aus dem Schreiben der Abgesandten der Schweizer Eidgenossenschaften an Minister Colbert Croissey (s. Geist 98/15 und 33)
Z. 9 Thum=Herren = Domherren
Z. 14 rnd - [sic], korrigiert in Geist b: „und“
Kommentar zu Seite 101
Z. 16 an das Dijonische Parlament geschicket – s. Geist 99/17
Z. 18 Parlament zu Turin – Turin war zu dieser Zeit Hauptstadt des Herzogtums Savoyen, dessen Herrscher zwar nach Meinung des Verfassers „Laqueyen=Hosen an=gezogen“ (s. Geist 96/12f) hatte, dessen Land aber immerhin nicht Teil Frankreichs war.
Z. 22f daß das gantze Europa von seinen Richtern / die einen zu Metz / die andern zu Dijon / die dritte zu Aix in der Provanz … dependire – s. Geist 99/17f.
Z. 23f wie er gegen=wärtiger Zeit diejenigen von Orange darzu nöthiget – s. Geist 11/28
Z. 31f ein geschlach=tetes Opffer der N.N. – „ein Schlacht=Opffer der Jesuiten“ (Bißhero)
Z. 34 empfahen – s. Geist 16/11
Z. 35f dann er ihnen eine eben dergleichen Visite / als den Genuesern – s. Geist 19/19
Z. 38 Ehrgeitz eines Printzens / welcher ein anderer Antiochus – s. Geist 4/34
Z. 39 N.N. –„den Jesuiten“ (Bißhero)
Kommentar zu Seite 102
(Seite 102 irrtümlich als Seite 84 paginiert)
Z. 6 resolvieren – Im Sinn von: obrigkeitlich beschließen.